Worlds 2021 wird in Europa ausgetragen, statt, wie seit mehr als einem Jahr geplant war, in China. Die Corona-Pandemie hat demnach erneut Entwickler veranlasst, ihre Pläne zu einem eSport-Event zu ändern. In diesem Fall ist der Schritt, den Riot Games gehen muss, besonders einschneidend, da Worlds im eSport-Kalender des Spiels „League of Legends“ als Weltmeisterschaft, die jährlich einmal ausgetragen wird, das mit großem Abstand wichtigste Turnier darstellt. Außerdem war die Bekanntgabe dieser Maßnahme aus dem Grund überraschend, da Worlds voraussichtlich wieder Anfang Oktober beginnen wird, und die Verkündung knapp einen Monat vor dem Turnierstart somit sehr knapp ausfällt. Dieser Umstand zeigt wiederum: Corona hat auch in der eSport-Szene große Probleme geschaffen, für die Organisatoren schnell Lösungen finden müssen.
Warum wird Worlds 2021 nicht in China stattfinden?
Zunächst ist die Frage zu klären, wieso Riot Games es für nötig befunden hat, kurzfristig die Veranstaltung des Turniers in China abzusagen. Der Hauptgrund dabei ist schnell gefunden: Der Global Head of Esports des amerikanischen Studios teilte in einer Videobotschaft mit, dass durch Reisebeschränkungen und andere Corona-Maßnahmen, die in China beschlossen wurden, nicht gewährleistet werden kann, dass alle Teams am Event teilnehmen könnten. Während dabei Repräsentanten einiger Länder gar nicht anreisen könnten, hätten andere Teams auf einige ihrer Spieler verzichten und so nur geschwächt teilnehmen müssen. Ein wichtiger Faktor, der in China die Verschärfung einiger Regulierungen verursacht hatte, ist dabei das Aufkommen der verschiedenen Corona-Varianten, vor allem der Delta-Variante.
Mit dieser Problematik wurde Riot bei diesem Event jedoch nicht zum ersten Mal konfrontiert: Bereits beim MSI 2021, dem zweitwichtigsten Turnier im jährlichen „League of Legends“-Kalender, hatte Corona das Teilnehmerfeld geschwächt. Das vietnamesische Team GAM Esports, das als VCS-Sieger qualifiziert war, konnte wegen Reisebeschränkungen nicht anreisen und ein anderes Team musste auf einen wichtigen Spieler verzichten und diesen kurzfristig ersetzen. Da dieses Turnier in Reykjavík, der Hauptstand Islands stattfand, um genau solche Probleme zu umgehen, ist es überraschend, dass Riot Games nicht früher sichergehen konnte, ob China Worlds ausrichten konnte.
Als Kontext muss zu dieser Situation noch erklärt werden, dass China bereits 2020 diesen wichtigsten Wettkampf ausrichten durfte. Auch wenn manche Teams von psychischen Auswirkungen der Quarantäne, die alle Teilnehmer für 14 Tage durchlaufen mussten, berichteten, konnte das Turnier, auch mit eingeschränktem Publikum, ausgetragen werden. 2021 sollte China, da die Fans der größten „League of Legends“-Szene im Vorjahr die besten internationalen Spieler kaum zu Gesicht bekamen, erneut Gastgeber sein. Gerade deswegen können enttäuschte Reaktionen der chinesischen Fans auf diese neuerliche Entwicklung erwartet werden.
Worlds 2021 in Europa
Statt China wird Worlds 2021 also nun in Europa stattfinden. Es wird erwartet, dass nur eine beschränkte Zuschauerzahl zugelassen wird und, dass die Spiele der Gruppenphase, die beim großen Turnierevent sonst auch teilweise in größeren Gebäuden stattfanden, dieses Mal in den kleineren Räumlichkeiten, in denen sonst der Betrieb der europäischen „League of Legends“-Liga vor einem überschaubaren Publikum aufgezeichnet wird, ausgetragen werden. Auch wenn die Regelungen zur Einreise im Vergleich mit China in vielen europäischen Ländern entspannter gestaltet sind, ist auch hier fraglich, ob wirklich jeder Spieler teilnehmen kann.
Die kurzfristige Bekanntgabe sollte, obwohl Riot Games zuvor wahrscheinlich schon mit entsprechenden Stellen in Kontakt war, auch die Buchung größerer Stadien für die wichtigeren Begegnungen der KO-Phase erschweren. Genaue Austragungsorte sind auch von offizieller Seite zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekanntgegeben worden.
Corona im eSport: Besserungen in Sicht?
Corona hat also im Kontext der Worlds 2021 erneut kurzfristige Notlösungen forciert, die für Zuschauer, Organisatoren und Spieler gleichermaßen Probleme hervorrufen. Ein Grund, weshalb in naher Zukunft, zumindest in Ländern wie Deutschland, nicht erwartet werden kann, dass der eSport sich wieder deutlich an eine Normalität annähert, ist, dass durch das Image und den untergeordneten Stand im Vergleich mit anderen Sport- und Unterhaltungsbranchen staatliche Verordnungen und andere Schritte, die Besserungen bringen würden, erst verspätet zu erwarten sind.