Schalke verkauft LEC-Slot: Warum und Auswirkungen

Schalke verkauft LEC-Slot: Warum und Auswirkungen

Der FC Schalke 04 war seit mehreren Jahren einer der wenigen größeren deutschen Fußballclubs, der auch außerhalb der Fußball-Reihe FIFA in die eSport-Szene eingestiegen ist. Wie bereits auf eSportsGear berichtet wurde, gibt es außerhalb von Deutschland für ein solches Engagement schon mehr Interesse. Nun fällt in diesem Sektor allerdings das prestigeträchtigste Projekt des Vereins weg: Vor wenigen Tagen wurde bekanntgegeben, dass Schalke 04 den Slot in der europäischen Profiliga für „League of Legends“ verkaufen wird. Wir beantworten die Fragen nach dem Warum, wie es dazu kam und welche Auswirkungen das für den eSport allgemein, aber auch für die „LoL“-Profiliga mit sich bringt.

Warum verkauft Schalke den LoL-Slot?

Als Fußballverein kennt den FC Schalke 04 wohl wirklich jede Person. Im Bereich des eSports ist das allerdings nicht zwingend der Fall. Schalke 04 war nicht nur kurzfristig in der Szene des eSport aktiv. Schon im Mai 2016 wurde ein erster Kader für „League of Legends“ präsentiert, der dann in der europäischen Liga antrat. Als man den Slot der Organisation „Elements“ bezog, die konstant schlechte Ergebnisse ablieferte, waren die Erwartungen zurecht nicht besonders hoch. Das Team stieg auch prompt aus der Liga ab und musste danach in der „Challenger Series“ um den Wiederaufstieg kämpfen. In solchen Situationen haben größere Organisationen in der Vergangenheit öfter schon ihre Beteiligung an Projekten im eSport aufgegeben. Ähnliches kennt man aus der eigentlichen Profisportart des Vereins, also Fußball, nicht. Dort kämpfen Mannschaften oft jahrzehntelang um den Wiederaufstieg, sind dort doch auch die Budgets und Siegesgelder in anderen Höhen. Schalke wagte jedenfalls auch in Sachen „League of Legends“ den Neuaufbau: Man sicherte sich einen komplett neuen Kader, der neben dem aufstrebenden jungen deutschen Talent Elias „Upset“ Lipp einige Veteranen versammelte und konnte in der niedrigeren Liga damit auch gute Ergebnisse erreichen.

Als 2019 die europäische „League of Legends“-Liga auf ein Franchising-Modell umgestellt wurde, kaufte sich Schalke in dieses System ein. Das nötige Investment war hoch: Ca. acht bis zehn Millionen Euro kostete der umkämpfte Platz. Jedoch bot das Franchising-System, das an die amerikanischen Sportligen angelehnt ist, auch einige Sicherheiten: Unter anderem war ein Abstieg bei schlechten Platzierungen nicht mehr möglich, was auch bedeutete, dass Sponsorengelder leichter beschafft werden konnten. Weiterhin wurden auch erste Erfolge verbucht: In der Sommer-Saison 2018 konnte Schalke das Finale der Liga erreichen und erst vor kurzem konnte Schalke in der letztjährigen Sommer-Saison mit einem emphatischen Comeback die Fans begeistern. Nachdem man mit 1-10 einen enttäuschenden Start hingelegt hatte, konnte man danach mit einer überraschenden Siegessträhne ohne eine einzelne Niederlage noch knapp in die Playoffs einziehen.

Schalke hatte also eine interessante Historie in der Liga sowie über mehrere „LoL-Turniere“ hinweg und auch schon einige Zeit und beträchtliche Ressourcen in das Projekt investiert. Wieso wurde nun nach vier Jahren also entschieden, den Schalke-Platz in der Liga zu verkaufen? Der offensichtliche und auch wahrscheinlich tatsächlich entscheidende Grund war, dass der Fußballverein in der Bundesliga eine katastrophale Saison spielte und in die zweite Liga abstieg. Durch die finanziellen Einbußen, die daraus entstanden und die weiteren Einbußen, die Corona beim Traditionsverein verursachte, war der finanzielle Druck groß und man verkaufte eben jene Vermögenswerte, die man zu Geld machen konnte. Mit 26,5 Millionen Euro war die Auszahlung in diesem Fall tatsächlich auch beträchtlich und spiegelte, da man den ursprünglichen Buy-in-Preis ja nahezu verdreifachen konnte, auch wieder, dass das Investment von 2019 eine gute Entscheidung war.

Es ist schade, dass ein namhafter Verein hier als erste Konsequenz an das Abstoßen von jungen, neuen Herausforderungen denkt. Jedoch ist und bleibt die Fußballliga das Kernthema von Schalke 04, weshalb „LoL“ in diesem Fall hintenangestellt wird.

Was bedeutet der Schritt für eSport in Deutschland?

Dass Schalke League of Legends hiermit eine Absage erteilt, wird mit gemischten Reaktionen aufgenommen. Einen großen Einfluss wird die Aktion aber wahrscheinlich nicht auf das Standing des eSport in Deutschland haben. Es kann zwar als negativ betrachtet werden, dass die Stellung der eSport-Sparte untergeordnet bleibt, da sie für das Wohl des Fußballvereins verkauft werden musste, jedoch zeigt die hohe Verkaufssumme, vor allem in Relation zu der Summe, die der Slot ursprünglich gekostet hatte, dass eSport finanziell rentabel sein kann und sich der Trend der Szene in eine positive Richtung hin entwickelt.

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